Anpassungszwang von sozialen Einrichtungen
Zunehmende Kluft zwischen Ansprüchen und Realisierbarkeit
Wie die meisten Branchen, sieht sich auch das Sozial- und Gesundheitswesen mit den sich ändernden gesellschaftlichen, technologischen, politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen konfrontiert. Im Wesentlichen ist der steigende Druck auf die demografischen Veränderungen, wie die steigende Lebenserwartung, veränderte Klientenbedürfnisse sowie Fachkräftemangel zurück zu führen. Der Wettbewerb nimmt zu, ebenso die Ökonomisierung der Pflege- und Betreuungstätigkeiten sowie die Substituierung der menschlichen Arbeitskraft durch neue Technologien, die die Arbeitswelt in ihren Grundfesten verändert. Dies alles steht im Kontrast zum Wunsch nach mehr Selbstbestimmungsrechte, Wiedereingliederung in die Gesellschaft und Solidarität als gesellschaftlicher Grundwert.
Zunehmende Ansprüche an die Organisationen
Die Finanzierung des steigenden Bedarfs an Versorgungs-, Pflege- und Betreuungsleistungen, die steigenden Lohn- und Verwaltungskosten sowie der Zeitdruck durch komplexere Pflege- und Betreuungssituationen stellen immer höhere Ansprüche an die Institutionen. Qualitätsstandards, Bürokratie und der Spagat zwischen Markt und kantonalen Bestimmungen verstärken diesen Druck. Nebst der Ökonomisierungs- bzw. Spezialisierungs-Tendenzen steht ferner ein Generationenwechsel in Fach- und Führungsfunktionen an.
Brisante Prognosen
In den nächsten zehn Jahren fehlen Studien zufolge in der Schweiz eine halbe Million Arbeitskräfte. In den 1560 Alters- und Pflegeheime mit 95 000 Vollzeitstellen und 120 000 Bewohner/innen fehlen bis 2030 rund 28 000 zusätzliche Fachkräfte. In den 750 Institutionen für Menschen mit Behinderung mit 30 000 Vollzeitstellen sowie 40 000 beeinträchtigten Menschen, fehlen bis 2030 rund 19 000 zusätzliche Fachkräfte. In den 600 Spitex-Organisationen mit 36 000 Vollzeitstellen und 340 000 Klienten sowie den 281 Spitalbetrieben mit 165 000 Vollzeitstellen und 40 000 Betten, fehlen bis 2030 rund 150 000 erwerbsfähige Personen in Gesundheitsberufen (BFS).
Massnahmen am Arbeitsmarkt
Aus staatspolitischer Sicht gäbe es die Möglichkeit zur Erleichterung der Arbeitsmarktbeteiligung von älteren Arbeitnehmern, jedoch mit begrenztem Potential. Ferner die Steigerung der Arbeitsproduktivität, ebenfalls mit begrenzten Möglichkeiten, da Steigerungseffekte in einer Dienstleistungsgesellschaft naturgemäss gering sind. Bleibt noch die Zuwanderung aus dem Ausland, die einen Teil der neu geschaffenen Stellen der vergangenen Jahre besetzen konnte. Ob dies ausreichen wird, um die demografische Lücke zu schliessen, sei dahingestellt.
Eigenverantwortung der Organisationen
Betriebswirtschaftliche Überlegungen gewinnen an Relevanz, insbesondere die Abwägung von Nutzenpotential und tatsächlichem Erfolg. Effizienz und Qualität haben einen immer höheren Stellenwert. Dies zwingt die Organisationen den Fokus verstärkt auf die Kundenorientierung, die Verbesserung von betrieblichen Abläufen und organisatorischen Strukturen sowie die Personal-Entwicklung zu richten, soweit sinnvoll auf der Basis der Digitalisierung von Prozessen und damit verbunden der intensiveren Nutzung von Daten.
Es liegt an den Institutionen zu entscheiden, ob und inwieweit sie diese Möglichkeiten zur Bewältigung der steigenden Anforderungen nutzen wollen. Im Bestreben notwendiger Anpassungen unterliegen die Erfolgsfaktoren jedoch selten universell gültigen Gesetzmässigkeiten. Entsprechend sind sie unternehmensbezogen zu bestimmen, um sie dann situationsspezifisch auszugestalten.
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